Im Karijini Nationalpark

18.10.2010
Ich wache schon kurz nach 6h auf und gehe gleich in die Dusche – so früh am Morgen war noch niemand da und alles ist noch trocken!
Nach dem Frühstück und dem Packen meines kleinen Rucksacks mit ein wenig Obst und einem kleinen Sandwich für mittags und vor allem Wasser, mache ich mich auf den Weg. Die Einfahrt zum NP, wo man auch den Eintritt bezahlen muß, ist etwa 70 km entfernt – also quasi nur ‚um die Ecke’! Aber schon der Weg dahin ist wieder einmal mehr als überraschend! Bei einem der zahlreichen Bahnübergänge, die ich ja schon von den vergangenen Tagen her kenne, blinkt das rote Licht und ich muß warten! Es kommen zwei Dieselloks angeschnauft mit Güterwagen dahinter – das dauert und dauert und dauert… Nachdem ich 220 Wagen gezählt hatte, kamen noch mal zwei Dieselloks und wieder Güterwagen – das dauerte und dauerte und dauerte… Schließlich waren es insgesamt 427!!! Güterwagen und zum Schluß noch mal zwei Loks! Etwa 30 Minuten habe ich übrigens vor diesem Bahnübergang gestanden…

Das Eintrittshäuschen in den NP ist nur ein kleiner offener Unterstand, wo man eine Tüte zieht, auf der man Namen, Adresse und Autokennzeichen eintragen muß, den Einritt (für mich als ‚senior’ statt 11 A$ nur 5 A$) hineinsteckt und das ganze in so eine Kasse einwirft, wie sie bei uns bei den ‚Blumen zum Selberschneiden’ stehen! Die Klappe des Kuverts trennt man vorher ab – das ist der Eintrittsausweis für einen Tag, auf dem Kuvert sind alle eingetragenen Daten als ‚Durchschlag’ vorhanden. Man könnte also nachprüfen, ob man wirklich bezahlt hat – aber ob das tatsächlich jemand macht??? Es scheint aber auch so zu funktionieren!
Das Info Center ist dann noch mal 14 km in den Park hinein zu finden – ein ganz modernes Gebäude aus ‚naturbelassenem’ Eisen, also mit einer gleichmäßigen Rostschicht überzogen! Das passt sich natürlich ideal in das Rot der Umgebung ein! Es gibt dort eine kleine, aber sehr gut gemachte Ausstellung über die Geschichte der Aboriginies dieser Gegend und die Entwicklung der letzten 50 Jahre in die ‚moderne Zeit’, einen kleinen Shop mit guten Büchern, aber auch allem, was eben zu einem Andenkenladen auch sonst gehört und hochmotivierte Mitarbeiterinnen, die den Besuchern bei Bedarf mit 1000 Tipps zur Seite stehen!
Sie zeigen mir, welche Schluchten z.Zt. wasserführend sind, damit ich auch Wasserfälle und Pools zu sehen bekomme. Und sie raten mir, den Weg zurück durch den Nationalpark zu nehmen – das wäre zwar nur ‚gravel road’, aber mit meinem Auto könnte ich das gut machen und es wäre soviel schöner, als auf der Hauptstraße!
Gesagt, getan – aber erstmal geht es zu ‚Dales Gorge’ mit dem ‚Circle Pool’!

Den mehr als steilen Abstieg hinunter spare ich mir dann aber – ich möchte nicht ein paar gerissene Bänder oder eine geprellte Hand riskieren, wenn ich so allein unterweg bin. Da ich meine Badesachen sowieso nicht dabei habe, ist das auch kein großer Verlust – und wie mir später bei meiner Brotzeit im Schatten einem der Bäume ein paar junge Leute erzählen, wäre das Wasser auch bitterkalt gewesen! Es ist jedoch ein toller Blick in die Tiefe mit dem tiefen dunkelgrünen Wasserloch und dem Verlauf des kleinen Baches, der es speist und vor allem in die weiterführende Schlucht hinein.
Mein zweites Ziel sind die ‚Fortescue Falls’ mit dem anschließenden ‚Fern Pool’. Das sieht so verlockend aus, dass ich mich doch entschließe, hinunter zu steigen! Eine Gruppe von anderen Besuchern ist vor mir unterwegs, da bin ich dann doch unbesorgt!

Und es hat sich wirklich gelohnt – ein Traum in Grün! Leider konnte man nicht bis ans Wasser gehen, da die Felsen davor ziemlich glitschig waren! Sie müssen bis unmittelbar vor meinem Besuch noch wasserüberspült gewesen sein – aber dahinter ging es dann gleich in die Tiefe… Also genossen wir nur alle das überraschend kühle Ambiente und machten uns dann schweren Herzens wieder an den steilen Aufstieg in die Hitze! Die roten Steine weiter oben strahlten dann die Sonnenwärme noch um ein vielfaches potenziert ab – uns blieb schier die Luft weg! Oben gab es dann erstmal einen großen Schluck aus den diversen Wasserflaschen!


Eine dritte Schlucht war derzeit nicht zugänglich, weil sich Gestein gelockert hatte. Also fuhr ich auf der empfohlenen ‚gravel road’ weiter durch den Park, auch da gab es noch mal eine
Schlucht mit einem relativ großen Gewässer am Grund. Das sah jedoch nicht sehr einladend aus – hier waren offenbar irgendwelche Tiere am Werk!
Aber der Weg war wirklich die Empfehlung wert! Hier eine Reihe von Fotos, die Euch das zeigen können!






Da die Straße überwiegend in sehr gutem Zustand war, habe ich gar nicht viel länger gebraucht, als auf der Hauptstraße. Es kamen mir auch ein paar wenige andere Fahrzeuge entgegen – doch beruhigend, wenn man so allein im Busch unterwegs ist. Aber wie mir die freundlichen Mädels beim Service Center sagten, fahren Ranger am späten Nachmittag diese Straßen alle noch mal ab. Sollte man also aus irgendeinem Grund liegen geblieben sein, würde man vor Einbruch der Dunkelheit noch gefunden werden! So ein Nationalpark hat doch was Gutes!
Als Abschluß für diesen schönen Tag gönne ich mir heute zum ersten Mal in Australien ein richtig schönes Steak! In der Campingküche gibt es gasbeheizte BBQ-Platten zur Gratis-Benutzung – das will ich doch mal ausnutzen! Dazu soll es einen schönen Salat geben! Siedendheiß fällt mir dann aber ein, dass ich ja gar keine Schüssel dafür habe. Meine kleine ‚Camping-Ausrüstung’ reicht gerade für Suppe, Müsli oder Kaffee, aber nicht für einen richtigen Salat. Also erstehe ich kurz entschlossen eine runde Kuchenform – das war das billigste und leichteste – zu den anderen Zutaten für mein fürstliches Mahl!
Am Abend war großer Andrang in der Küche, gestern war gar nichts los! Eine 6-köpfige deutsch-schweizerische Reisegruppe ist angekommen, die jedoch ganz unter sich bleibt! ‚Erfahrene Australien-Reisenden’, die mit so Neulingen wie uns anderen lieber nichts zu tun haben wollen! Aber es waren noch zwei junge Männer aus Deutschland da, die eine 4-wöchige Rundreise in WA mit einem kleinen Camper machen, und ein deutsch-französisches Pärchen, das über das ‚work-and-travel’-Programm hier arbeiten möchte. Diese beiden haben in Coral Beach einen Mitfahrer aus ‚Ost-Elbien’ aufgegabelt, der das Gleiche vor hat. Er will als ausgebildeter Facharbeiter für Umwelttechnik versuchen, hier in der Mine Arbeit zu bekommen.
Ganze zwei Australier müssen sich heute in der Küche wie Urlauber in Deutschland vorgekommen sein – nur deutsche Laute ringsumher!
Das Steak war ein voller Erfolg – und der Salat, wie immer, noch mehr! Später saßen wir noch lange beieinander und tauschten unsere Erlebnisse aus! Einig waren wir uns alle, dass das Schnorcheln in Coral Bay das absolut Beste war, was wir je erlebt hatten – die Erfahrung einer Aboriginal Community hatte ich ja nur allein! Aber wir haben uns fast alle für morgen zur ‚Minen-Rundfahrt’ angemeldet – mal sehen, wie das wird!

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