Geburtstag!

3.12.2010
Heute ist mein Geburtstag – ich bin wirklich und wahrhaftig inzwischen schon 64 Jahre alt! Ich kann es irgendwie so gar nicht glauben!!!
Beim Frühstück lade ich meine beiden Gastgeber für heute Abend zum Essen ein – gebe aber keinen besonderen Grund an! Sie haben beide Zeit und wollen mit mir zu ihrem Lieblingschinesen gehen!
Ich mache mich nach dem Frühstück auf in die Stadt – es ist nämlich schon ganz schön warm draußen! Die Bushaltestelle ist wirklich fast vor dem Haus und der Bus kommt auch gerade und welche Überraschung – als ich beim Fahrer eine Fahrkarte kaufen will, gibt er mir eine der grünen ‚Freikarten‘ mit der Bemerkung „it’s free after 9 o’clock“!
Wie bitte? Das gilt doch eigentlich nur für australische Rentner – aber er fragte nicht nach einem Ausweis und ich war natürlich hoch erfreut und sehe es als spezielles Geschenk zum heutigen Tag! Ich fahre bis zur Stadtmitte und bummel mal die Haupteinkaufsstraße auf und ab. Hier ist schon alles sehr weihnachtlich geschmückt – ziemlich ’strange‘ für mich bei der Hitze heute!

Eigentlich wollte ich mir ein paar neue Sommerschuhe kaufen – ich habe gestern von einem meines bisherigen ‚Paares für alle Fälle‘ den Absatz verloren… Aber welch Glück, es gibt auch Schuster hier! Also verzichte ich auf den Einkauf und beschließe, morgen noch mal mit dem lädierten Paar zurück zu kommen! Dann schlendere ich durch den schattigen Botanischen Garten

und lasse mir danach in einem wirklich richtigen italienischen Café ‚Bresaola con Rucola e Parmiggiano’ und als Nachtisch eine der leckeren ‚Muscheln’ schmecken, die wir aus Camerota kennen!

Dann geht es aber auch wieder nach Hause – ich bin vollkommen durchgeschwitzt und will mich frisch machen, ehe wir zum Essen gehen! Auch bei der Heimfahrt brauche ich wieder nicht im Bus zu bezahlen!
Noch bin ich allein im Haus, kann also das Bad ausgiebig nutzen und dann meine zahlreichen restlichen Geburtstagsmails checken! Die erste kam schon gestern Abend von meinem CS-Gastgeber in Melbourne – er wollte der erste sein und hat deshalb schon mal einen Tag früher gratuliert :-)! Die zweite war von Hans, meinem damaligen Vermieter aus Frankfurt – seine Mail hatte ich heute morgen schon in meinem Postfach gefunden! Stephan wollte mich heute früh per Telefon erreichen – da war ich aber wohl gerade im Bad! Aber wir hatten vorhin in der Stadt dann telefoniert!
Bald kommt Ian, der hat jedoch noch etwas für seine Arbeit zu erledigen. Zwischendurch sieht er bei einem Gang durchs Haus, wie sich gerade eine der ganz giftigen Spinnen hier – ein ‚Redback Spider’ – häuslich an einem der Türrahmen niederlassen will! Ein kleines Netz ist schon gespannt, aber das zerstört Ian mit dem Handfeger und die Spinne wird nach draußen verfrachtet! Er hat sie extra noch eine Weile am Türrahmen sitzen lassen, damit ich sie fotografieren kann. Offenbar hat aber mein Unterbewusstsein meine Hand ein wenig zu sehr zittern lassen – richtig scharf ist das Foto leider nicht geworden!
Rosalie ist noch zu einem ‚rehersal’ mit ihrer Musikgruppe, kommt aber auch bald und sagt mir dann, dass diese Spinnen ganz oft hier im Haus sind, aber noch nie jemand gebissen (oder gestochen?) wurde! Na danke – sehr beruhigend!

Redback Spiders gehören zur Familie der ‚Schwarzen Witwen’ und sind gar nicht sehr groß. Der Körper etwa so wie eine Erbse, höchstens wie eine kleine Murmel, mit relativ langen, nicht behaarten Beinen! Sie gehört aber zu den giftigsten Spinnen überhaupt – wenn nicht innerhalb von 2 Stunden ein Gegengift gespritzt wird, sieht es ziemlich düster aus… Aber in Australien hat sozusagen jeder Arzt und auch Tierarzt ein Gegengift vorrätig, aber es gibt sowieso nur verhältnismäßig wenig Vorfälle im Land! Noch giftiger ist nur die ‚Funnelweb Spider’, die auch deutlich größer ist – vor allem gibt das Verletzungen, die sehr schlecht heilen. Selbst, wenn durch eine schnelle Behandlung das Schlimmste abgewendet wird, verlieren die Betroffenen oft ganze Muskelgruppen rund um die verletzte Stelle, weil das Gift sofort das Fleisch zersetzt! Aber diese Spinne gibt es nur im Großraum Sydney und ich habe bisher keine dort gesehen!
Eine ganz ungefährliche Spinne, höchstens trifft einen der Schlag, wenn man unvermutet eine sieht, ist die riesige ‚Hansman’ – etwa handtellergroß und dick behaart! Von der haben mir schon viele erzählt, aber sehen möchte ich die eigentlich lieber gar nicht!!!

Aber jetzt verlassen wir ja das Haus erstmal Richtung Chinarestaurant! Unterwegs fällt mir jetzt an dem einen oder anderen Haus auch Weihnachtsdekoration auf

– die Privatleute halten sich hier erfreulich zurück – ist zumindest mein Eindruck! Beim Essen kläre ich die Beiden auf, dass das meine kleine Geburtstagsfeier werden soll und sie lassen es sich nicht nehmen, mir ein ‚Happy Birthday‘ zu singen (in das natürlich das ganze Lokal einfällt) und mir eine Flasche ’sparkling wine‘ dafür auszugeben: Ein Chardonney ‚Cristina’ aus dem Barossa Valley! Zum Nachtisch bekomme ich von den beiden, die begeisterte Hobbymusiker sind und auch in Band und Chor mitmachen, noch ein ganz spezielles Ständchen ‚When I’m 64’…
Das Essen war prima und die Stimmung auch – der Sekt tat das Seine dazu! Auf dem Weg nach Hause fahren die beiden noch mit mir an den ersten doch schon für Weihnachten reich geschmückten Häusern vorbei. Es gibt hier im Viertel nur eine ganz bestimmte Straße, wo das stets gemacht wird, alle anderen halten sich zurück. Aber hier geht dann richtig ‚der Punk ab’ und das ist heute schon an einigen wenigen Häusern zu erkennen. Eine italienisch-stämmige Familie baut jedes Jahr an ihrer Hauswand ein riesiges, beleuchtetes Krippen-Diorama auf und alle Passanten sind herzlich willkommen, sich das vom Garten aus genauer anzuschauen!


Ein bisschen wie in den Staaten und doch ganz anders – sehr viel persönlicher. Die Hausbesitzer sind so stolz auf ihren Lichterschmuck – das kann man gut finden oder auch nicht, sie haben auf jeden Fall ihren Spaß daran (und die meisten Passanten wohl auch)! Es waren ganze Familien mit Kleinkindern so spät noch unterwegs, um sich die bunte Pracht anzuschauen!
Daheim gab es noch einen Kaffee und dann war dieser Geburtstag auch schon wieder vorbei! Und vor lauter Feiern und Anschauen habe ich gar nicht mehr an die Spinne gedacht, als ich ins Bett ging!

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