Fahrt mit dem ‚Canadian‘ – mein letztes großes Zugabenteuer während dieser Reise!


http://www.viarail.ca/en/trains/rockies-and-pacific/toronto-vancouver-canadian
Wenn Ihr auf diesen Link geht und dann den Pfeil in der Bildmitte betätigt, könnt Ihr einen kleinen Film über ‚meine‘ Reise sehen! Leider nur in die andere Richtung (Toronto-Vancouver), trotzdem ganz schön anzuschauen :-)! Gebt aber dem Pfeil ein wenig Zeit zum laden der Daten, ehe Ihr ihn anclickt!

Montag, 5.September 2011

Als ich aufwache, ist es draußen ‚grau in grau‘! Es ist jedoch nur Morgennebel, der durch das Flußtal des Canoe River wabert! Dieser Fluß schlängelt sich mäandernd durch einen großen Teil der Provinz British Columbia, bis er sich in den ‚Kinbasket Lake‘ ergießt. In diesem Stausee vereint er sich mit dem Columba River, der den Stausee von der anderen Seite füllt!





Draußen zieht eine liebliche Landschaft vorbei – ein Flußtal mit mal dichtem, mal weniger dichtem Bewuchs. Hin und wieder sieht man auch eine Farm oder gar eine kleine Ansiedlung. Überwiegend jedoch geht es durch ziemlich weltentlegenes Land! Manchmal huscht ein Reh vorbei, einmal sehe ich auch eine Fuchsfamilie und es gibt jede Menge Vögel – es wirkt ein wenig wie ein Paradies!






Jetzt muß ich mich jedoch von diesem Ausblick trennen – es wird zum Frühstück gerufen! Schnell noch in die Dusche – ein geräumiger Raum mit großer Dusche mit einer festen Schiebetür und einem noch größeren Bereich davor, wo man seine Sachen ablegen kann, wo es einen großen Spiegel gibt und auch Steckdosen! Was für ein Luxus! Ich war heute morgen schon von der Toilette so angetan – zumindest bei den Damen gibt es dort gegenüber der Toilette einen großen Spiegel mit Ablage und einen Hocker davor! Man könnte sich hier also in aller Ruhe ’schön‘ machen – wenn der Zug nicht so wackeln würde :-)! Aber immerhin hat hier jemand wirklich an die Bedürfnisse von Frauen gedacht.
Es ist sowieso ziemlich luxuriös, daß es für je 2 Frauen und 2 Männer extra Toiletten gibt! Die Dusche ist zwar für alle, aber da sind wir uns heute morgen überhaupt nicht in die Quere gekommen!
Inzwischen kam der „2nd call“ fürs Frühstück und ich mache mich schnell auf den Weg! Ich bin hier sechs Schlafwagen, einen Aussichtswagen und einen Gesellschaftswagen vom Speisewagen entfernt – habe also mehrmals täglich zumindest ein kleines bißchen ‚excercise‘ vor und nach dem Essen :-)!
Das Frühstück ist super – man kann aus drei verschiedenen Angeboten wählen: ‚Spanish Omelett‘ (also Rühreier mit Zwiebeln, Paprika, Tomaten und Käse), Oatmeal (Haferbrei) mit frischen Früchten oder Pancakes mit Ahornsirup und Afelmus! Die beiden süßen Varianten sind ja mein Ding nicht so und so greife ich zum Omelett! Das wird mit einigen Scheiben frischer Gurke, Tomaten und ein paar Salatblättern serviert – also auch auf Vitamine wird hier Wert gelegt!
Aber auch auf das Ambiente! Die Tische sind alle weiß eingedeckt, es gibt frische Blumen darauf! Gegessen wird mit versilbertem Besteck und mit großen Stoffservietten kann man sich den Mund abtupfen :-)! Der servierte Tee ist vom Feinsten (lose Blätter in einem Säckchen), es gibt ‚richtige‘ Milch dazu, auch aus verschiedenen frisch gepreßten Säften kann man wählen – nur der Kaffee ist eine Katastrophe!!! Nur das typische (eigentlich) amerikanische dünne Gebräu, kein Capuccino, keine Latte oder dgl. – aber ein Wermutstropfen muß wohl überall einfach sein!
Beim heutigen Frühstück wird man auch für das Mittag- und Abendessen eingeteilt. Man kann sich die 1., 2. oder 3. „Schicht“ aussuchen. Ich entscheide mich für die letzte – das wird so gegen 14h bzw. 20h sein! Immerhin ist es inzwischen schon nach 9h und da kann ich nicht schon wieder um 11h oder 12.30h Mittagessen…
Zum Frühstück wurde ich alleine an einem Tisch plaziert, was mich ein wenig verwundert hat! Für die Mahlzeiten in den nächsten Tagen werde ich jedoch gefragt, ob ich auch mit anderen zusammen sitzen würde. Natürlich – was für eine Frage?
„Wir fragen die wenigen alleinreisenden Damen lieber, ehe wir sie zu anderen an den Tisch setzen! Manche möchten lieber allein bleiben!“
Aha – na ich möchte doch lieber ein wenig Unterhaltung während des Essens! Ist doch nett, immer wieder neue Leute kennen zu lernen und ein wenig über ganz andere Lebensentwürfe zu hören!

Auf dem Rückweg mache ich einen kurzen Stop im Aussichtswagen! Er ist gut besetzt und man hat einen guten Blick nach draußen! Leider sind jedoch hier, wie auch in meinem Waggon die Fenster ziemlich trüb – garnicht so sehr schmutzig, sondern mit Kratzern und Schlieren überzogen! Ich sehe ein wenig schwarz für Fotos – das ständige Wackeln und Vibrieren des Zuges gepaart mit solchen Scheiben, ob da wirklich sehenswerte Bilder möglich sein werden?
Zurück an meinem Platz hat die ‚gute Fee‘ aus meinem ‚Schlafzimmer‘ schon wieder ein ‚Wohnzimmer‘ gebaut! Eigentlich schade, denn ich habe es bei meinen früheren Zugfahrten immer genossen, tagsüber auf meinem Bett sitzen zu können (die Beine hoch!) oder mich auch immer wieder mal lang zu legen :-(!

Als ich das Cathy sage, meint sie, das würde nicht gehen – ihr Supervisor würde da nicht zustimmen, es müßten jeden Tag die Betten morgens abgebaut und abends neu gemacht werden! Gut, dann werde ich einfach mal mit dem Supervisor sprechen…

Meine Mitreisenden habe ich heute morgen nur mal kurz gesehen! Die ältere Dame hat mich um Hilfe gebeten – sie hat ein Beatmungsgerät für ihre Schlafapnoe dabei und das mußte sie von ihrem oberen Bett herunter hieven. Ihr Ticket wurde von ihrem Sohn gebucht und das obere war deutlich günstiger als das untere. Ob er sich überhaupt eine Vorstellung davon gemacht hatte, wie beschwerlich jedesmal das Hoch- und Herunterklettern über die Leiter für seine Mutter ist? Ich bin sehr froh, daß ich mich von vornherein für ein ‚unteres‘ entschieden hatte! Die oberen Betten haben nämlich auch keine Fenster und es ist einfach zu schön, morgens beim Aufwachen erst ein wenig die Landschaft draußen auf sich wirken lassen zu können!

Inzwischen sind wir in den Ausläufern der Rocky Mountains angekommen! Die Aussichten werden immer beeindruckender! Ein wenig werde ich hier an meine erste richtig lange Zugreise erinnert! Das war 1986, jährt sich also gerade zum 25.Mal 🙂 – die Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn! Der Streckenabschnitt durch den Ural war ähnlich wie die Fahrt heute! Es ‚winken‘ in der Ferne aber hier schon die richtig hohen Berge – immerhin überquert der Zug die Rocky Mountains!



Wir nähern uns beständig den kanadischen Rockies an! Hin und wieder ‚blitzen‘ schon ein paar hohe Gipfel über den bewaldeten Hügeln hervor! Es ist eine ‚leere‘ Landschaft – kein Weg und kein Steg! Die einzige Verbindung zur Außenwelt ist der Zug und der Trans Canadian Highway – eine befestigte Straße, meist aber nicht mehr als eine einfache Landstraße! Ein paar ‚tracks‘ für Geländewägen gibt es wahrscheinlich schon noch – denn ich sehe immer wieder mal ein einzeln stehendes Haus, manchmal auch eine kleine Ansiedlung! Letztere sind wohl auch ‚Versorgungszentren‘, wohin Waren mit Zügen gebracht und gelagert werden bzw. von dort aus verteilt!
Ein wunderbares Land – pure Natur und mit dem vielen Grün äußerst wohltuend fürs Auge! Ich kann mich garnicht satt sehen an allem, was draußen ‚vorbei getragen‘ wird!


Vor lauter Schauen ist die Zeit wie im Flug vergangen – Lunchtime! Also wieder meine kleine ‚Wanderung‘ angegangen durch die vielen Waggons. Hin und wieder kann ich dabei einen Blick in die Abteile erhaschen (mit ausgeklapptem Doppelstock-Bett sind die eigentlich sehr klein!)! Für den erheblichen Mehrpreis eigentlich nicht soviel mehr Luxus – aber natürlich eine ‚versperrbare Tür‘ für die Intimsphäre :-)!
Ab dem nächsten Sommerfahrplan soll es ‚Luxus-Kabinen‘ geben – mit Holzvertäfelung, Doppelbetten und Badezimmer!

Zum Mittagessen gibt es heute Lammkarrée mit geschmortem Gemüse und Kartoffeln oder Ravioli mit Gorgonzola-Birnen-Füllung und Salat oder einen Hamburger „mit allem“! Ich entscheide mich für die Ravioli – und das war eine gute Auswahl! Unglaublich, daß so etwas Leckeres in einem Speisewagen möglich ist – da könnte sich die DB mal eine Scheibe davon abschneiden :-)! Zum Nachtisch gibt es Eis oder ein Stück Kuchen. Beides ist so garnicht meins und ich nehme nur einen Espresso – den gibt es nämlich nach dem Essen!!!

Während des Mittagessens wird vor dem Fenster die Landschaft immer spektakulärer – wir nähern uns Jasper!


Die letzten Kilometer vor der Stadt geht ständig ein ‚Ahh‘ und ‚Ohh‘ durch den Waggon – es ist wirklich eine atemberaubende Landschaft um uns herum! Der Zug wird langsamer und langsamer, ehe er im Bahnhof von Jasper stoppt und wir während des 3-stündigen Aufenthalts ein wenig die Stadt erkunden können!


Jasper ist ein kleines Städtchen in der Provinz Alberta! Früher ein Handelsposten der Hudson’s Bay Company, ist es heute der Mittelpunkt des Jasper Nationalparks und liegt auch komplett auf dessen Gelände (einzigartig in Nord-Amerika)! Das Städtchen im Athabasca Valley hat etwa 4600 EW und das ändert sich auch nur zögerlich – in Jasper dürfen nur neue Bewohner zuziehen, wenn sie einen Arbeitsplatz im Stadtgebiet oder im Nationalpark haben, der nicht durch einen vorhandenen Bewohner besetzt werden kann! Geht hier also fast so streng zu, wie bei der Einwanderung in den USA :-)! Auch der Kauf von Grund und Boden ist stark reglementiert und für nicht-kanadische Staatsbürger ausgeschlossen! Witzig ist auch, daß die Stadt von einem Gremium verwaltet wird, das aus (dem gewählten) 6-köpfigen Stadtrat + Bürgermeister und 7 Mitgliedern der kanadischen Nationalparkverwaltung besteht! Jasper ist auch ein beliebtes Wintersportgebiet!
Ich bummle ein wenig durch die ‚Main Street‘ von einem Ende des ‚Dorfes‘ zum anderen – das Wetter ist dazu wie geschaffen! Die Geschäfte hier bieten vor allem Trekking- und Skibekleidung an und Souvenirs! Es gibt ein Vielzahl Restaurants der unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen und auch eine Reihe Cafés – wie schön, da leiste ich mir doch gleich eine Latte Macchiato! Auf einer Bank in der Sonne sitzend beobachte ich das Treiben um mich herum – im Moment besteht das fast ausschließlich aus den Fahrgästen des Canadian :-), die reich bepackt vor allem von einem Souvenirladen zum anderen marschieren! Ich freue mich mehr an dem unglaublichen Blumenschmuck in dieser Stadt – es ist, als ob man sich dem drohenden Winter mit aller Macht entgegen stemmen wollte!


Ein lauter Ton aus dem Signalhorn des Zuges ruft alle Fahrgäste wieder zurück zur Weiterfahrt! Die Landschaft wird nicht langweiliger – ganz im Gegenteil! Bald fahren wir wieder an einem großen See vorbei – das Nachmittagslicht macht alles noch einmal so schön!
Lange geht es an dem See entlang und teilweise um ihn herum – so habe ich verschiedene Ansichten vom Berg auf der anderen Seite!


Es wird langsam dunkel und draußen gibt es nichts mehr zu sehen – ein willkommender Anlaß, mich in mein mitgebrachtes Buch zu vertiefen, bis der Aufruf zum Abendessen kommt! Heute abend gibt es für mich Lamm -und dazu ein Glas Rotwein! Alle Mahlzeiten, Kaffee, Tee und Wasser sind im Zugpreis enthalten – Softdrinks, Bier und Wein müssen jedoch bezahlt werden! Aber die 6$ für das Glas guten Rotwein sind mir das wert!

Auf dem Weg zurück in meinen Waggon treffe ich auf den Supervisor und vereinbare mit ihm, daß ich mein Bett auch tagsüber gern aufgeschlagen haben würde – es sitzt sich zum Lesen und Schreiben einfach viel bequemer mit hoch gelegten Beinen!
Zurück in meinem ‚Schlafzimmer‘ ist das Bett bereits wieder hergerichtet – blütenweiße und gebügelte, frische Bettwäsche werden auch heute das Schlafen unter der Daunendecke wieder zu einem einzigen Vergnügen machen! Vorher gibt es aber erst die nötige Bettschwere mit meinem Buch! Spät am Abend, ich will mir gerade die Bettdecke über die Nase ziehen, wird der Himmel draußen immer heller – was ist das? Ein widernatürlich heller Lichtschein breitet sich langsam draußen aus!

Etwa eine Stunde später erreichen wir Edmonton, die Hauptstadt der Provinz Alberta – mit etwa 680 qkm Ausdehnung ist sie eine der größen Städte Nordamerikas, flächenmäßig! Da sie aber nur etwa 800 Tsd. EW hat, ist sie gleichzeitig auch eine der an dünnsten besiedelten auf dem Kontinent! Kein Wunder, daß so eine große Stadt hier mitten in der Prärie ihr Licht weit voraus schickt! Schade, daß es schon Nacht ist – ein paar der großen Häuser in der Entfernung sehen so aus, als ob sich ein kleiner Ausflug gelohnt hätte! Aber der Zug hält jetzt sowieso nur etwa 1/2 Stunde, danach wird noch ewig hin und her rangiert, ehe es weit nach Mitternacht dann weiter geht – und wie ein Spuk ist der helle Himmel bald wieder verschwunden und man sieht nur ein paar Sterne am dunklen Nachthimmel!

Dienstag, 6.September 2011


Als ich die Augen aufschlage, ist die Welt draußen mit einem goldenen Schimmer überdeckt! Was für ein Morgen! Ich bleibe noch eine ganze Weile so liegen und schauen dem Tag beim Erwachen zu! Für mich eine der schönsten Erlebnisse auf meinen Zugfahrten – in meinem Bett sitzend dem Tag entgegen fahren!

Die Landschaft draußen ist heute total verändert! Statt Hochgebirge neben den Geleisen oder in der Ferne geht es durch Farmland – weite landwirtschaftlich genutzte Flächen fliegen am Fenster vorbei! Prärie eben!
Ich bin heute für die „2.Schicht“ beim Frühstück eingeteilt – alle anderen aus meinem Abteil schon zur ersten! Also kann ich mir Zeit lassen in der Dusche und den Tag gemütlich angehen!
Als ich gerade auf dem Weg zum ‚dining car‘ bin, hält der Zug an – wir sind in Saskatoon angekommen, der größten Stadt des Bundesstaates Saskatchewan, den wir inzwischen erreicht haben! Dieser Bundesstaat ist so groß wie Frankreich, die Benelux-Staaten und die Schweiz zusammen, hat jedoch nur etwa 1,6 Mio.EW – etwa 200.000 davon leben in Saskatoon! Damit ist diese kanadische Provinz fast so dünn besiedelt wie z.B. Tibet :-)!

Saskatchewan ist übrigens die Provinz mit dem heute höchsten Anteil von nativer Bevölkerung, auch die einzige indianische Universität gibt es dort – sie befindet sich in der Hauptstadt Regina, südlich von Sakatoon!
Lange halten wir hier jedoch nicht an – es wird nur ein wenig Proviant nachgeladen und ein paar wenige Fahrgäste steigen aus und ein, ehe es wieder weiter geht!
Ich habe inzwischen gefrühstückt – es gab einen herrlichen Pfannkuchen (eher ‚crépe‘ statt ‚pancake‘!) mit frischen Pilzen! Was für ein Luxus!

Als ich zurück zu meinem ‚Zimmer‘ gehe, haben die ‚guten Geister’schon wieder alles ‚tagesfein‘ gemacht – alle Betten sind wieder in Sitze verwandelt worden und es sieht sehr aufgeräumt im Zug aus! Mein Bett finde ich wunschgemäß aufgeschlagen vor – da hat also wirklich jemand mitgedacht! Es ist sowieso wunderbar, wie kundenorientiert hier im Zug gearbeitet wird! Obwohl bei weitem keiner der sogenanten ‚Luxuszüge‘, wird man mehr als privilegiert behandelt und auch das Ambiente ist entsprechend – so ist das eine wirklich luxuriöse Reise!








Ehe ich mich versehe, werde ich schon wieder zum Mittagessen gerufen :-)! Es ist wirklich sehr erstaunlich, wie schnell die Zeit hier im Zug vergeht!
Heute werde ich an einen Tisch mit einem älteren Ehepaar gesetzt – er (etwa 75) ist/war Pianist und stammt ursprünglich aus Ungarn, sie (etwa in meinem Alter) ist Musik-Lehrerin (war früher Oboistin) und stammt aus Cornwall! Sie haben sich bei einer Tournee ihrer beiden damaligen Orchester in Japan kennen gelernt, haben dann eine ganze Weile bei den ‚New York Philharmonics‘ zusammen gespielt und inzwischen wohnen sie seit vielen Jahren in Los Angeles! Er privatisiert nur noch und sie gibt, mehr und mehr frustriert, privaten Musikunterricht! Da diese außerordentlich interessanten Menschen auf ihren Tourneen auch mehrfach in Deutschland und München, aber auch in einigen der Städte waren, die ich in den letzten Monaten besucht habe, gibt es viel zu erzählen und auch zu lachen! Was für schöne Begegnungen ich unterwegs immer so habe!







Schade, daß es hier im Zug kein Internet gibt – ich hätte gut Zeit und Muße für den Blog hier! So muß ich eben auf’s bewährte „ins Unreine als Word-Datei schreiben“ zurück greifen. Ich mache es mir auf meinem Bett mit einigen Kissen zusätzlich gemütlich und beschäftige mich heute mal eine Weile mit meinem Computer!
Am späteren Nachmittag kommt unser ‚Service-Mädchen‘ auf ein Schwätzchen vorbei. Sie erzählt mir, daß heute abend in Winnipeg das gesamte Personal gewechselt wird – die jetzige Mannschaft hat hier ein paar Tage frei (die meisten wohnen auch in der Stadt oder deren Umgebung) und haben dann wieder auf der Strecke Winnipeg-Vancouver-Winnipeg Dienst! Die neue Mannschaft kommt ebenfalls aus Winnipeg und fährt immer das zweite Teilstück – Winnipeg-Toronto-Winnipeg! Schade, daß wir nun neue ‚Begleiter‘ bekommen – es waren so nette Leute bisher! Lachend beruhigt mich Cynthia, daß ihre Kolleginnen und Kollegen mindestens genauso nett wären! Ich bekomme zum Abschied noch ein Postkarten-Leporello mit diversen Ansichten des ‚Canadian‘ – da werde ich einigen netten Menschen doch noch einen Kartengruß nach meiner Ankunft schicken (obwohl ich das ja während meiner Reise nur äußerst selten mal gemacht habe!
Draußen ist die Landschaft jetzt geprägt von endlosen Getreidefeldern – so hatte ich mir Manitoba, den Bundesstaat, den wir seit geraumer Zeit schon durchfahren, eigentlich auch vorgestellt!
Manitoba ist eine Region der Gegensätze: Tiefe Minustemperaturen von Oktober bis April im Norden an der Hudson Bay und im Juli und August Hitzerekorde im Süden (in der Stadt Carman, südlich von Winnipeg, wurde der bisherige Rekord von 53° gemessen!). Trotz dieser klimatischen Nachteile werden dank der fruchtbaren Lehmböden im südlichen Teil Weizen, Sonnenblumen, Flachs oder auch Kartoffeln und Hafer angebaut – soviel, daß sogar exportiert wird! Manchmal jedoch sorgen Wirbelstürme oder Dürreperioden dafür, daß nicht einmal genug für den eigenen Bedarf geerntet werden kann!

Abendessen gibt es heute etwas früher, da das Speisewagen-Personal auch komplett ausgewechselt wird! Dafür geben sie aber nochmal alles – ich nehme das wirklich mehr als köstliche Steak mit herrlichem Gemüse und noch ein richtiges ‚Röschti‘ dazu:-)! Dafür verzichte ich wirklich gern auf das Dessert!
Langsam nähern wir uns nun der Hauptstadt von Manitoba! Sie gilt als der ‚Mittelpunkt des nordamerikanischen Kontinents‘ – auf jeden Fall ‚in the middle of nowhere‘ und trotzdem eine relativ große Stadt mit etwas mehr als 600 Tsd.EW! Schade, daß wir erst abends dort ankommen – der Bahnhof liegt nämlich ein wenig entfernt vom Stadtzentrum! Da wir fast 4 Stunden Aufenthalt haben, wäre es schön gewesen, sich ein wenig umzusehen hier – aber uns Fahrgästen wird abgeraten, da es wohl nicht sehr viele Taxis gibt und die Möglichkeit besteht, nicht pünktlich wieder zurück zu sein!
Das ist wirklich sehr bedauerlich, denn schon vom Zug aus gibt es einige schöne Ausblicke!



Der Bahnhof ist ein imposantes Gebäude – auch von innen! Die Bahnhofshalle ist wirklich schön, vor allem die herrliche Kuppel!


Leider gibt es so garnichts im Bahnhof – nicht einmal ein gescheites Café :-(! Sowas gibt es nur ‚in der Stadt‘, wie mir eine der Mitarbeiterinnen hier erzählt. Aber auch sie rät mir von der Fahrt dorthin ab.
Ich suche mir also ein Plätzchen im Wartesaal und nutze das WLan zum Hochladen von ein paar Seiten ‚Tagebuch‘! Bald aber gebe ich wieder auf – die Geschwindigkeit ist regelrech zermürbend :-(! Ganz kurz gehe ich noch raus auf den Bahnhofsvorplatz! Von dort habe ich einen tollen Blick auf das ‚Fort Garry Hotel‘, DAS Hotel in der Stadt. Dort sind von den 30er bis weit in die 90er Jahre alle Berühmtheiten abgestiegen, die Winnipeg besucht haben (darunter Harry Belafonte, Louis Armstrong, Liberace, Lester Pearson, Lawrence Olivier, Charles Laughton und sogar in 1938 King Georg VI und Queen Elizabeth)!

Langsam schlendere ich nun wieder zum Zug zurück und verkrieche mich in meinem Bett! Gute Nacht!

Mittwoch, 7.September 2011

Als ich heute morgen aufwache, streiten sich der Himmel und die zahllosen Wasserflächen um das schönste Blau des Tages :-)! So macht doch der Weg zum Frühstück einigermaßen Spaß – ich bin nämlich heute bei der 1.Schicht, d.h. schon um 7h muß ich mich im Speisewagen einfinden (dafür wartet dann das Mittagessen bereits um 11.30h auf mich)!

Heute steht u.a. ein leckeres ‚Müsli‘ mit gemischten frischen Früchten zur Auswahl – da greife ich gern zu! Und es ist wirklich ausgesprochen schmackhaft – ein wirklich echtes Müsli aus Getreideflocken und nicht den üblichen Cornflakes etc. (was man hier normalerweise unter ‚cereals‘ versteht), mit Joghurt (und Sahne?) angerührt, ungezuckert (es gibt extra Honig dazu) und ein große Schüssel klein geschnittene Früchte dazu! Es ist erstaunlich, daß sch doch relativ viele Fahrgäste dieses etwas ungewöhnliche Frühstück bestellt haben…





Die Zeit wurde heute Nacht das letzte Mal umgestellt – wir sind inzwischen 3 Stunden gegenüber Vancouver zurück und das bleibt jetzt auch bis Montreal so! Wir sind kurz nach Mitternacht über die ‚Grenze‘ nach Ontario gefahren – dem seen- und auch bevölkerungsreichsten kanadischen Bundesstaates! Kein Wunder, daß es derzeit gar soviel Wasser zu sehen gibt! Aber es gibt auch mehr und mehr Siedlungen und Straßen – untrüglicher Hinweis darauf, daß wir uns langsam wieder der ‚Zivilisation‘ nähern!





Beim Mittagessen sitze ich heute am Tisch mit Allison, einer jungen Frau aus San Francisco, die gerade auf einem 3-Monats-Trip durch Kanada ist. Sie ist in Winnipeg zugestiegen (hatte von dort aus die Zugfahrt in den Norden nach Churchill gemacht und ist dort gewandert) und will von Toronto aus mit dem Auto weiter bis Quebec, Nova Scotia und Neufundland fahren, ehe sie die gesamte Rückreise wieder mit diversen Zügen antreten wird. Allison arbeitet für eine Unternehhmensberatung und hat sich ein kleines ‚Sabbatical‘ genommen! Es ist wirklich ein gutes Gespräch mit ihr und wir verabreden uns auch wieder zum Abendessen!
Bald nach dem Mittagessen gibt es heute wieder eine kurze Unterbrechung der Fahrt – wir halten für etwa 2 Stunden in Hornepayne, einem winzigen Ort mitten im Nirgendwo! Wie ich inzwischen von unserem ‚waiter‘ im Speisewagen erfahren habe, sind diese langen Stopps hin und wieder notwendig, damit die (größtenteils eingleisige) Strecke für die Durchfahrt von Güterzügen frei wird! Man hat versucht, diese Stops tagsüber in sehenswerten Orten oder Städten einzulegen – aber dies hier muß einfach sein, weil es zwischen Toronto und Winnipeg deutlich mehr Güterverkehr gibt, als die Strecke davor! Ich habe micht schon manchmal gewundert, wenn ich nachts wach geworden bin, daß wir manchmal mitten in der ‚prairie‘ standen – jetzt weiß ich also auch, warum das so war!
In Hornepayne gibt es nun wirklich überhaupt nichts zu sehen – viele der Fahrgäste, so auch ich, sind jedoch froh, einfach mal wieder an die frische Luft und ein wenig herum laufen zu können! Und ein paar Kleinigkeiten gibt es eben dann doch zu sehen :-)!








Das laute Tuten des Signalhorns ruft uns zurück zum Zug! Trotz allem ‚Nichts‘ war es doch ein kleines Vergnügen, einfach mal wieder herumlaufen zu können :-)! Aber nun steige ich auch gern wieder ein – die Zeit bis zum Abendessen muß ich nutzen, um mein Gepäck wieder in Ordnung zu bringen! Während der Tage bisher habe ich meine ‚belongings‘ ziemlich in meiner ‚Schlafkabine‘ ausgebreitet – aber morgen früh kommen wir in Toronto an und da muß alles wieder ordentlich eingepackt sein!


Das Abendessen ist heute zum Abschied besonders gut – es gibt Scampi oder Kalbs-Involtini oder eine gar köstlich aussehende Gemüse-Lasagne! Dazu heute zum Abschied auch noch den Wein (oder Bier) gratis! Allison muß leider alles bezahlen – sie fährt nur in der ‚Economy Class‘ (d.h. im Wagen mit den quasi Liegesitzen – was aber nicht wirklich bequem ist!) und da ist keine Vollpension im Preis enthatlen :-(! Aber sie findet das okay – gehört einfach zu ihrem großen Kanada-Abenteuer! Da wir beide heute bei der ersten Schicht waren, müssen wir dann doch irgendwann unseren Platz räumen – aber wir sitzen noch lange im ‚Salonwagen‘ bei unserem mitgenommenen Wein und haben uns noch viel zu erzählen! Draußen wird es langsam Nacht und irgendwann müssen wir dann doch zurück in unsere gegensätzlichen Richtungen! Wir vereinbaren aber, daß wir per E-Mail in Kontakt bleiben werden!

4 Antworten zu Fahrt mit dem ‚Canadian‘ – mein letztes großes Zugabenteuer während dieser Reise!

  1. carola schreibt:

    Christine, wo steckst du denn ?
    seit September kein eintrag ? oder spinnt der MS-browser mal wieder.

    ich hatte lange zeit die adresse verloren, bin jetzt wieder hier gelandet und lese zufallsweise/ stückweise alles nach, und meine mich zu erinnern schon gelesen zu haben, dass du immer noch auf achse bist –
    jetzt bin jedenfalls ich ganz schön durcheinander, und werde wohl doch mal alles der reihe nach versuchen nachzulesen.

    lg
    aus berlin
    carola

    • grannyontour schreibt:

      Bin wieder daheim – schon seit zwei Monaten :-(! Deswegen auch kein Eintrag mehr! Aber die Texte sind da, die Fotos auch – ich muß nur Zeit finden, alles zu vervollständigen! Aber ich war beschäftigt mit Wohnungssuche und Umzug (gerade am Wochenende über die Bühne gegangen!) – und auch mit Traurigsein, daß die schöne Zeit so schnell vergangen ist :-(! Also bleib mir treu – die restlichen Tage werden demnächst nachgetragen!

  2. carola schreibt:

    ok, ich warte 😉 – fühl dich mal so ganz und gar nicht gedrängelt von deinen fans hier.
    und ich werde inzwischen noch einmal die australienzeit nachlesen – gerade jetzt . . . wir waren ja damals vom 11.12.93 bis 16.01.94 dort, haben also weihnachten und silvester in AUS verbracht. das war eine besondere erfahrung. und soweit ich mich erinnere, was ich bei dir gelesen habe, hat sich sehr vieles sehr verändert downunder.
    total interessant fand ich hier diesen letzten eintrag über die kanadische zugfahrt. das weckt reiselust . . .
    bis demnächst
    lg
    aus dem herrlich sonnigem berlin
    carola

  3. Claudia Lauermann schreibt:

    Hallo, lange nichts mehr gelesen von Ihnen. Hoffe es geht gut? Besteht irgent eine Möglichkeit mit Ihnen in Kontakt zu treten? Vielleicht über CS? Würde mich über eine Antwort per Email sehr freuen. Hab eine für mich große Reise geplant und hätte da mal ein paar Fragen die ich hier nicht rauslesen konnte.
    Ihre treue Leserin Claudia

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