Reise nach Melbourne

24.11.2010
Leider heißt es heute wieder „Abschied nehmen vom Paradies“ – aber für einen noch längeren Aufenthalt wäre meine Reisekasse doch etwas überstrapaziert worden…
Und bin auch neugierig auf Melbourne und freue mich auf meine nächsten Couchsurfer-Gastgeber!
Die Fahrt geht aber erst noch mal durchs Städtchen, ich muß noch tanken und ein wenig Proviant für unterwegs einkaufen! Als ich an der Tankstelle bin, fällt mir siedendheiß auf, dass ich den Schlüssel für das Cottage noch im Auto liegen habe. Ein Anruf bei Neill macht aber alles klar – ich kann ihn beim Tankwart deponieren, er wird ihn beim nächsten Tanken dort abholen! So muß ich die 10km nicht nochmal hin und zurück fahren!
Jetzt aber ‚on the road again’ – es soll ja viel zu sehen geben! Und Überraschung – kurz hinter Bairnsdale fahre ich schon durch ‚Lindenow’ (zwar ein wenig anders geschrieben, aber genau so gesprochen wie hochdeutsch unser ‚Linaa’ :-)! Ein kleines Dörfchen, wo es überraschend viel leer stehende Häuser gibt, vielleicht auch eine Folge der langen Trockenheit hier im Land? Aber es gibt auch eine alte Schule, die nach wie vor in Betrieb ist und in einem Garten einen wunderschönen chinesischen Teepavillon! Aber das war heute nur ein kurzer Abstecher – mein Hauptziel heute heißt ‚Walhalla’, genau so geschrieben, wie die bayerische Walhalla an der Donau!

Walhalla ist ein kleines Städtchen, eigentlich die restaurierten Überbleibsel einer ehemals ganz schön großen Goldgräberstadt! Die alte Eisenbahnstrecke (die von 1904 bis 1956 in Betrieb war) und auch die Waggons wurden von freiwilligen Helfern wieder instand gesetzt. Jetzt fährt sie seit 2002 wieder von Walhalla nach Thomson (ca. 16 km) und zurück, das ist allerdings nur eine Teilstrecke der damals bis nach Moe (ca. 80 km) und dann von dort weiter nach Melbourne führenden Bahn!
Die Straße dahin führt über viele Serpentinen bergauf durch ziemlich undurchdringlichen sog. ’Kalten Regenwald’. Dicht bewachsen mit Bäumen, Sträuchern, Schlingpflanzen und vor allem Baumfarn! Letzteres sind sehr eigenartige Pflanzen – ich dachte beim ersten, dass sich ein Farn auf einem alten abgestorbenen Baumstamm angesiedelt hatte, bis ich realisierte, dass die Farne selbst Stämme gebildet haben! Ziemlich faszinierend!

In Walhalla haben sich schon einige MitfahrerInnen am Bahnhof eingefunden. Es werden so kleine Fahrkarten aus Pappe verkauft, wie sie früher auch in Deutschland üblich waren! Hier bekomme ich auch wieder mal einen kleinen Nachlaß über das YHI!

Die Fahrt geht über eine eingleisige Strecke, die mal mit gutem Unterbau versehen ist und manchmal auch scheinbar nur auf dem blanken Fels verlegt wurde.

Auf einer Seite geht es meist knapp an der Schlucht entlang, die andere Seite führt sehr dicht an der Felswand vorbei. Über zahlreiche Brücken (die Gegend ist voller kleiner Bäche und Flüsse, die natürlich nach dem vielen Regen in letzter Zeit auch wirklich alle Wasser führen!)

kommen wir in ca. einer halben Stunde in Thomson an. Dort wird als erstes der kleine Bahnhof aufgesperrt und der Schaffner mutiert in Windeseile zum Bahnhofskiosk-Betreiber – natürlich gibt es auch hier, neben allerhand Süßkram und Eis, auch wieder eine breite Auswahl an entsprechenden Souvenirs, die auch fleißig gekauft werden! Währenddessen können die Fahrgäste ein wenig herum laufen – der Zug fährt erst eine halbe Stunde später wieder zurück – so lange wird gebraucht, um die Lokomotive von einem Ende des Zuges zum anderen zu bugsieren!

Gut und wohlbehalten kommen wir wieder in Walhalla an und ich fahre noch schnell ins alte Städtchen, etwa 2 km vom Bahnhof entfernt! Auch das ist sehr liebevoll restauriert und beherbergt inzwischen neben dem wieder in Betrieb genommenen ‚Walhalla Star Hotel’ noch zwei Bed&Breakfasts, ein Restaurant, einen ‚General Store’ und 4 Familien, die das alles betreiben. Es ist wirklich schön, dort herum zu laufen – man fühlt sich wirklich in alte Zeiten zurück versetzt! Wobei – sooo alt ist das hier ja alles noch gar nicht, gerade mal 100 Jahre ist der Goldboom her und damit auch die Besiedelung dieser Gegend!



Weiter geht es dann auf kurvenreichen Straßen durch bergiges Farmland! In ‚Erica’, einem kleinen Landstädtchen mache ich eine kurze Kaffeepause und dann fahre ich auf den Highway – ich will ja nicht zu spät in Melbourne ankommen!

Von Tim habe ich bis jetzt keine Adresse und meine Anrufe liefen bisher auch ins Leere – es gibt keinen Anrufbeantworter! Aber ich bin guten Mutes, dass sich alles klären wird, wenn ich erstmal in Melbourne bin!
Aber das ist dann gar nicht so einfach! Es ist ja eine ziemlich große Stadt und bei all den Ausfahrten weiß ich nun gar nicht, welche ich am Besten nehmen soll. Also entscheide ich kurz entschlossen, die Ausfahrt zu nehmen, die noch etwa 20 km vom City Center entfernt ist!
Ich versuche noch mal bei Tim anzurufen und nun ist er Gott sei Dank auch dran – und völlig überrascht, dass er mir keine Adresse geschickt hat! Ich stehe an einer Tankstelle, gegenüber auf der anderen Seite der Kreuzung ist ein McDonalds. Dort soll ich warten, er wird mich in etwa 30 Min. dort ‚aufpicken’! Kaum habe ich meinen Kaffee getrunken, klopft es schon an die Scheibe und der ‚Abholdienst’ ist da! Es wäre eigentlich gar nicht so schwer zu finden gewesen – ich hätte nur die große Straße von der Autobahn-Ausfahrt weiterfahren müssen und dann 2x abbiegen. Aber da Tim sowieso noch einkaufen wollte, hat er das gleich mit meinem ‚Aufgabeln’ verbunden. Also schnell noch zusammen in einen Supermarkt, dann mein Auto in einer der Nebenstraßen hinter dem Haus geparkt (es herrschen sehr strenge und kostenintensive Parksitten in Melbourne!) und dann geht es hinein in die’ internationale Welt’: Tim und sein Sohn Nick sind Neuseeländer, neben mir aus Deutschland ist noch jeweils eine junge Frau aus Polen und Taiwan und auch noch ein taiwanesischer junger Mann im Haus. Joana, die junge Polin, und ich teilen uns die Schlafgelegenheiten im Wohnzimmer, die beiden Taiwanesen sind für längere Zeit hier zu Gast und haben die Gästezimmer belegt. Tim bereitet ein leckeres Abendessen für uns alle zu und dann sitzen wir um den riesigen Esstisch in der Küche und machen uns alle erst mal richtig bekannt! Joanna geht dann jedoch bald ins Bett – sie muß ab morgen für 4 Tage auf einer Messe arbeiten und früh raus. Und ich bin doch von dem ganzen Tag Auto fahren auch ziemlich erledigt – also heute ist relativ früh Ruhe im Haus!

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