Reisen mit Ballon und Zug!

31.7.2010
Der Wecker klingelt um 5 h, draußen ist immer noch dichter Nebel! Vorsichtshalber werden Koffer und Rucksack gleich so gepackt, dass – im Falle, der Ballonflug klappt doch – das Zimmer beim Aus-Check-Termin 10 h auch leer gemacht werden kann. Um ½ 6 ein vorsichtiger Anruf beim Ballon-Piloten: Ja, natürlich, ist schon unterwegs zu mir! Jetzt aber fix unter die Dusche, in die Kleider und raus aus dem Haus!
Für heute sind statt der vorgestern 6 noch 4 Passagiere mehr angemeldet! Große Skeptik allenthalben ob des Nebels! Aber wir müssen ja raus aus der Stadt und tatsächlich – kaum 30 km gefahren, erwartet uns ein grandioser Sonnenaufgang und danach ist der Himmel strahlendblau!
Ein Platz für den Start war nicht so schnell gefunden – sollen ja möglichst wenig Steine und Gebüsch vorhanden sein! Fünf einheimische Helfer haben alle Hände voll zu tun! Vor allem mit dem Auslegen der riesigen Ballonhülle! Kaum ist das Aufblasen des Ballons beendet, frischt wie aus dem Nichts plötzlich ein starker Wind auf!
Also alle schnell in den Korb – vielleicht ist es in der Höhe besser! Aber 10 Menschen mit unterschiedlichsten Fitneß-Levels schnell in den Korb? Aber es klappt überraschend gut und die Spannung steigt, ob in der Höhe der Wind wieder besser wird. Leider nicht, dort ist es eher noch schlimmer! Also wieder langsam sinken und auf niedriger Höhe fliegen! Erst ein wenig Enttäuschung, dann aber überwiegt das herrliche Gefühl, es einem Vogel gleich tun zu können! Diese Stille – wenn nicht gerade der Brenner kurz betätigt werden muss – ist wirklich unglaublich! Und in Swakopmund ist weiter dichter Nebel…
Unter uns machen Springböcke, vom Ballonschatten erschreckt, ihrem Namen alle Ehre, eine Hasenfamilie schaut neugierig aus ihrem Bau! Und ein glitzerndes Meer breitet sich unter uns und der schnell höher wandernden Sonne aus – Salzkristalle, wie von Swarowski!
Nach knapp 1 ½ Stunden wird der Wind jedoch so stark, dass außerplanmäßig früh wieder gelandet werden muß. Das schafft unser Pilot entgegen aller Widrigkeiten zwar ziemlich punktgenau und relativ sanft, aber um den Ballon am Weitertreiben zu hindern, sind alle incl. der Passagiere, total gefordert! 16 ‚Gewichte’ hängen am Ballon und trotzdem wird er erst nach einigen Metern endgültig zum Stehen gebracht!
Das anschließende Champagner-Frühstück war durch dieses Stück Arbeit am frühen Morgen richtiggehend ‚verdient’! Es ist alles aufgetischt, was man sich so zum Frühstück denken kann und es wird rundum genossen! Der Wind steigert sich jedoch langsam zu einem (ungemütlich heißen) Wüstensturm und so muß diese gemütliche Runde bald aufgelöst werden!
Unter diesen Bedingungen vergeht eine Weile, bis alles wieder richtig verpackt und verstaut ist! Auf dem Weg zurück wandelt sich dann der heiße in einen immer kühler werdenden Wind und in Swakopmund empfängt uns wieder kalter Nebel! Diese Temperaturunterschiede auf relativ kleinen Entfernungen sind nur schwer zu begreifen – wie das die Einheimischen nur aushalten?
Als kleines Äquivalent für den so unsanft abgebrochenen Vormittag gibt es eine Einladung ins 1.Haus am Platz, das Swakopmund Hotel, zu einem gemeinsamen Aperitif! Jetzt werden anstelle der noch vor 1 Stunde herbeigesehnten kalten Getränke jedoch schon wieder Tee und heiße Schokolade bevorzugt!
Auf dem Weg zurück ins Hotel muß noch ein ATM angesteuert werden! Vor jedem Riesenschlangen – Monats- und Wochenende: Geld kann geholt und auch gleich wieder ausgegeben werden und das wird weidlich ausgenutzt!
Den Lift vom Hotel zum Bahnhof gibt mir die Hotelbesitzerin, angeblich lassen sich auch die Taxifahrer das ‚Wochenend-Bier’ am Monatsende besonders gut schmecken! Wichtig wäre dann unbedingt der ‚Bierfahnen-Test’…
Und hier sitze ich nun in meinem gemütlichen Single-Abteil im Desert-Express und genieße den Begrüßungs-Cocktail! Dazu gab sogar noch ‚Häppchen’ von der Service Crew!
Die Fahrt fängt gut an – mal sehen, wie der Tag so ausklingen wird.
Insgesamt sind 11 Erwachsene und 5 Kinder an Bord, dazu 13 Personen Zugpersonal! Wüstenlandschaft zieht gemächlich am Fenster vorbei, auch hier alles andere als eintönig! In Höhe von Kusab hält der Zug auf freier Strecke und es wird zum Sundowner auf einen nahen Hügel geladen! Der Weg dahin ist voller Informationen über Fauna und Flora von der Service-Chefin Angela, einer Angehörigen des Damara-Stammes, der hier heimisch ist! Vom Hügel gibt es eine phantastische Rundumsicht und einen wieder einmal beeindruckenden Sonnenuntergang!
Bei der Rückkehr sind die Betten aufgeschlagen und bereits alles für die Nacht vorbereitet!
Um 19 Uhr ist Dinnertime – vorher noch einen Port in der Lounge? Hier ist aber wenig Unterhaltung angesagt. Alles Paare oder Familien, da ist für eine alleinreisende ältere Dame wenig Notwendigkeit, Kontakt aufnehmen zu wollen! Aber eine gute Gelegenheit, Leute studieren zu können!
Pünktlich wird die Tür zum ‚Dining Car’ geöffnet und der Blick geht über liebevoll gedeckte Tische im Kerzenlicht! Die Gerichte auf der erstaunlicherweise auswahlreichen Speisekarte halten, was sie versprechen! Das Springbok-Carpaccio ist zum reinlegen gut…! Aber auch alles andere offenbar einfach perfekt! Wer hätte das bei einem Zugrestaurant für möglich halten können!
Selbst der Cappuccino könnte nicht besser in einer italienischen Bar sein!
Und für den kleinsten Gast wurde kurz entschlossen aus 2 Stühlen eine Wiege gebastelt, damit die Eltern in Sichtweite ihres schlafenden Kindes ganz in Ruhe essen können! Das nenne ich mal service-orientiert!
Ich bin sicher, dass der Rest der Nacht auch für mich sehr gut verlaufen wird!

2 Antworten zu Reisen mit Ballon und Zug!

  1. Siggi schreibt:

    Oh das liest sich ja alles wieder sehr gut – bin beeindruckt, wie komfortabel die Zugreise ist!
    Ich freue mich so sehr für Dich – bin beeindruckt, was Du so alles unternimmst und erlebst! Jeder Tag ist ausgenutzt!
    Weiter so!

    Freue mich über Jeden Deiner Berichte und die dazugehörigen Fotos!!! DANKE!
    Bis bald!
    Liebe Grüße aus dem total verregneten „Dörfli“ im Thüringischen
    von Siggi

  2. Julius schreibt:

    Einfach atemberaubend !

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